Liebes Archiv … Einträge vom November 2007

Zwei Tage sind zu wenig.


Woher die Gegend ihren Namen hat, kann man sich spätestens erklären, wenn man versucht hat, sie in zwei Tagen vollständig zu besichtigen. Das geht nämlich nicht. Nicht ohne Abstriche. Unser geplantes Ziel konnten wir so nur noch streifen.
Von Westen über Genua kommend tauchten wir ein in die fünf Erden, den Nationalpark unter Beobachtung der UNESCO am Ligurischen Meer, wo malerische Dörfer an der Steilküste kleben. Beginnend in Levanto, den obligatorischen Cappuccino mit einem mäßig beeindruckenden Strandrundgang verbindend, fahren wir weiter nach Monterosso, dem ersten der fünf adligen Dörfer, und erkennen bei untergehender Sonne, daß wir für die gesetzte Aufgabe ein paar Stunden zu spät aufgebrochen sind. Hier suchen wir Quartier und schlendern mit den Kameras im Anschlag durch das Dorf. So bequem es auch ist, die Bahntrasse mitten auf dem Dorfplatz vor der Kirche, die aus dem Berg bricht und ein paar hundert Meter wieder darin verschwindet, kann abstoßender nicht sein - das Dorf ist im Arsch. Der Preis der Moderne.
Unter dem Bahnbogen bewirtet uns die Trattoria Belvedere mit allerfeinstem Seefutter zu lokalem Wein, während Italien gegen Schottland gewinnt - la dolce vita per la altra volta! Wieder recht früh geht es in die Falle und um acht ist die Nacht vorbei. Gut geschlafen, aber wie ein Hotel in Italien drei Sterne bekommen kann, wenn der Kaffee aus einer ordinären Maschine mit Knöpfen kommt, blieb mir unverständlich.
Vernazza! Das Auto nach unendlicher Serpentinenfahrt vor dem Dorf abgestellt, unterqueren wir den Bahnhof und kommen am Ende an den Kirchplatz der direkt an den kleinen Strand anschließt, welcher zwischen der steinernen Mole und dem Fels im Morgenlicht liegt. Vom Castello Doria hat man einen herrlichen Überblick auf die hingegossenen Häuser, die am Hang klebengeblieben sind. Die Sonne ist so faul geworden, daß einige Ecken, besonders in den steilen Tälern, den ganzen Tag im Schatten liegen. Noch einen Cappuccino und zurück auf die Achterbahn, inzwischen haben wir eingesehen, daß wir niemals alle Dörfer sehen können, jetzt nicht, und passieren Corniglia und Manarola um Riomaggiore anzusehen. Ha! Es ist fast Mittagszeit, die Leute aufgewacht und kein Parkplatz mehr frei da unten. Pech gehabt, Riomaggiore!
Wir fahren zurück nach Manarola und finden einen freien Parkplatz oberhalb des Dorfes, nur mit besonderer Genehmigung darf man weiterfahren. Wieder durch die sich aufweitende Hauptgasse unter der Bahntrasse hindurch geht es zum geschützten Hafen, wo sich bereits einige Sonnenhungrige aalen. Wir nehmen wieder ein feines Fressi ein und gehen auf Motivsuche, schon viel entspannter, da wir das Endziel zu den Akten gelegt haben. Ich finde mich erstaunlicherweise auch damit ab.
Schon leicht rötlich wird das Licht, als wir uns zur Autobahn aufmachen nach La Spezia, dem einstigen Ziel, und sind bald wieder in Vercelli.

[] Cinque Terre / Sonntag, 18. November 2007

Como?


Wir warn am Comer See. Hört sich schon sehr elitär an. Hier ist ja dank der Eiszeit alles voller Seen, die reichen bis in die Schweiz, die ist von hier auch nicht weit, man kann weit sehen vom Leuchtturm über Brunate, das man einfach mit der Zahnradbahn von Como erreicht. Das Flair von Como haben wir nicht einfangen können, entweder hat es keins oder wir waren blind nach dem heiligen Samstag aus dem untenstehenden Beitrag.
Nach dem Abstieg vom Berg jedenfalls haben wir uns zum Lohn die Früchte des Meeres und der Kaffeefelder zu Gemüte geführt, in der Sonne sitzend. Von Schnee oder Regen so garkeine Spur.

[] Como / Sonntag, 11. November 2007

Göttliche Berge!


Einer hat angefangen und alle haben kopiert: Sacro Monte di Varallo soll der erste Hügel gewesen sein, auf dem man um sechzehnhundertirgendwas kleine Kapellen errichtete, in denen eine Geschichte erzählt wird. In herbstlich buntem Wald wandelt der brave Pilger oder gottlose Strolch mit Kamera von einer Szene zur nächsten und staunt ob der detailreichen Abbildungen, eine frühe Form der Massenunterhaltung, wo sich nicht die Bilder bewegen, sondern der Zuschauer. Ein zukunftsfähiges Medium!
Fünfundvierzig Kapellen oder Räume stellen in Varallo die Sache mit Jesus mittels lebensgroßer Figuren dar, von aufwändigen Fresken bis unter die Decke untermalt. Nicht weniger schön ist der Rundgang auf dem Sacro Monte di Orta über dem Lago di Orta mit seinen zwanzig Kapellen, die die Wandlung des Franz von Assisi nachzeichnen. Diese ersten zwei waren mir vergönnt zu durchstreifen am Tage der Allerheiligen und dem darauffolgenden Sonntag. Der dritte der neun Sacri Monti, die unter dem Schutz der UNESCO stehen, war am letzten Samstag dran: der Sacro Monte di Varese, der sich mit den Mysterien des Rosenkranzes beschäftigt.                     Diesmal drei Bildersätze - einer je Foto.

[] Sacri Monti di Piemonte / 1./4./10. November 2007

Sprödes Mediolanum.


Kopfbahnhöfe haben für das Stadtbild durchaus einen Vorteil, keine Bahnanlage zerschneidet das Zentrum. Den Zentralbahnhof im äußeren Norden von Mediolanum anzusiedeln bedeutet aber auch einiges an Fußweg, die zweitgrößte Stadt des Landes weist dem verwirrten Touristen mit einem unübersichtlichen Stadtplan die kalte Schulter: kein Hinweisschild nirgends. Wie kommt man zum weitgerühmten Dom? Wo ist die berühmte Treppe?
Endlich stehen wir vor der Galleria Vittorio Emanuele II. und treffen einen landsmännischen Kollegen, der uns den rechten Weg weist. Wir treten auf der anderen Seite wieder aus der Luxus-Einkaufsmeile heraus und da steht die zweitgrößte Kirche Italiens. Endlich. Der Zutritt ist auch für Ungläubige kostenlos, wie zu so vielen Kirchen hierzulande, das Fotografierverbot wird typisch italienisch ignoriert. Das Hauptschiff hängt voller Gemälde, aber wir sind heiß auf den Ausblick.
Für ein paar Euro mehr kann man sogar mit einem Aufzug fahren, wir aber wählen die enge Treppe, um den Katholiken aufs Dach zu steigen. Dreitausendvierhundert Figuren sollen die Säulen krönen, hier auf den Terrazzi ist man ihnen am nächsten, die Architektur bietet Fotomotive bis zum Umfallen, kaum richtig warmgeknipst, senkt sich die Sonne schon bedrohlich, es ist Herbst! Die Mitreisenden warten, keiner ist so knipsversessen wie ich.
Von oben konnte man das Castello am Nordbahnhof sehen, dahin gehen wir nun, als wir ankommen, ist die Sonne schon verschwunden. Dann eben Eis, Tiramisu, Joghurt und Grünen Apfel, schon sowas wie Apfelmus in kalt, nehme ich und wir machen uns auf zum Bahnhof. Es reicht für heute.

[] Milano / Samstach, 3. November 2007

...und hier geht's weiter in die Vergangenheit.